Die Orgasm Gap – Warum Frauen im Bett nicht gleichberechtigt sind

Falls Du Dir unter der Orgasm Gap nichts vorstellen kannst, bist Du sicherlich nicht allein damit. Ähnlich wie die Gender Pay Gap, bezeichnet sie eine Kluft zwischen den Geschlechtern. Bei der Orgasm Gap ist es ganz genau so – bloß halt mit Orgasmen. Wir haben dir die wichtigsten Fakten zusammengetragen. 

Unter dem Begriff der Orgasm Gap (zu Deutsch Orgasmuslücke), verstehen wir die beobachtete Ungleichheit in der Häufigkeit, mit der verschiedene Geschlechter beim Sex einen Orgasmus erleben. 

Doch wen betrifft das eigentlich – alle Zahlen im Überblick

Eine Studie der Chapman University in den USA aus dem Jahr 2017 ergab, dass 95 % der heterosexuellen Männer angaben, bei den meisten oder allen sexuellen Begegnungen einen Orgasmus zu haben, verglichen mit nur 65 % der heterosexuellen Frauen.

Bei lesbischen Frauen lag sie bei 86 %. Auch bisexuelle Frauen berichteten mit 66 % eine etwas höhere Quote als heterosexuelle Frauen, wenn auch nur geringfügig.

Diese Unterschiede sind sehr aufschlussreich. Sie legen nahe, dass es weniger eine biologische als vielmehr eine soziale und kulturelle Dynamik ist, die zu diesem Ergebnis beitragen. Die Ursachen für dieses Phänomen sind sehr vielfältig und komplex, teilweise verschmelzen sie auch miteinander. Auf einige davon möchten wir heute näher eingehen und Dir ein bisschen Hintergrundwissen mit auf den Weg geben.

Unser Ziel ist es, ein besseres Verständnis und Bewusstsein für dieses wichtige Thema zu schaffen, um künftig an allen Stellen des Lebens eine Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern zu schaffen. 

Ursachen der Orgasm Gap 

Geschlechterstereotype

Kulturelle Normen und Erwartungen spielen eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung unserer sexuellen Erfahrungen. Oft werden männliche sexuelle Bedürfnisse und Vergnügen stärker betont, während die sexuellen Bedürfnisse und Vergnügen der Frauen eher vernachlässigt oder sogar tabuisiert werden. Diese Ungleichgewicht in der kulturellen Betrachtung von Geschlecht und Sexualität kann zur Orgasm Gap beitragen. Viele Menschen sind mit der Vorstellung aufgewachsen, dass Männer ein höheres sexuelles Verlangen haben und Frauen eher passiv im sexuellen Kontext sind. 

Pornografie

Pornografie kann auch eine Rolle bei der Entstehung der Orgasm Gap spielen, da sie oft falsche Vorstellungen über die weibliche Sexualität vermittelt. Die Mehrheit der Pornografie ist auf männliche Zuschauer ausgerichtet. Dies trägt dazu bei, dass die Wahrnehmung des weiblichen Orgasmus und die Bedürfnisse von Frauen in Bezug auf sexuelle Zufriedenheit verzerrt werden.

Viele heterosexuelle Frauen berichten, dass sie lieber auf lesbische Pornos zurückgreifen, da die weibliche Sexualität und Anatomie bei diesen viel mehr im Fokus steht. 

Es ist wichtig zu betonen, dass Pornografie nicht die Realität repräsentiert. Sie ist eine Form der Unterhaltung, die nicht als Anleitung für sexuelles Verhalten oder als Informationsquelle über menschliche Sexualität verwendet werden sollte. Um die Orgasm Gap zu schließen, ist es notwendig, ein realistischeres und ganzheitlicheres Verständnis der weiblichen Sexualität zu entwickeln und zu fördern.

Mangelnde sexuelle Bildung

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die mangelnde sexuelle Bildung. Das Thema weiblicher Orgasmus kommt oftmals zu kurz. Dies führt dazu, dass viele Menschen, unabhängig von ihrem Geschlecht, wenig über die weibliche Anatomie wissen.

Überwindungen der Orgasm Gap

Kommunikation 

Kommunikation ist ein Schlüssel zur Überwindung der Orgasm Gap. Es ist wichtig, offen und ehrlich, mit dem Partner oder der Partnerin über die eigenen sexuellen Bedürfnisse und Wünsche zu sprechen. Nur so kann ein gemeinsames Verständnis und eine gemeinsame Befriedigung erreicht werden. 

Eine in „Archives of Sexual Behavior“ veröffentlichte Studie aus dem Jahr 2016 zeigte sogar einen positiven Zusammenhang zwischen der Häufigkeit weiblicher Orgasmen und der Zufriedenheit in der Beziehung, daher liegt es wirklich im Interesse aller Beteiligten, die Orgasm Gap zu schließen. 

Experimentieren

Das Experimentieren mit verschiedenen Techniken kann ebenfalls dazu beitragen, die Orgasm Gap zu verringern. 

Viele Frauen benötigen klitorale Stimulation, um einen Orgasmus zu erreichen. Die zeigt zum Beispiel eine Studie aus dem „Journal of Sex & Marital Therapy“. Nur etwa 18 % der Frauen gaben an, durch alleinige vaginale Penetration einen Orgasmus erreichen zu können. Es kann also hilfreich sein, verschiedene Arten der Stimulation durch z. B. Love-Toys auszuprobieren. Eine große Auswahl davon findest Du bei uns im Shop. Das wichtigste ist es, nicht aufzugeben und herauszufinden, was sich gut anfühlt. Dabei kann es besonders hilfreich sein, seinen eigenen Körper allein zu erforschen.

Es ist ermutigend zu sehen, dass wir als Gesellschaft beginnen, offener und ehrlicher über diese Themen zu sprechen. Es zeigt, dass wir bereit sind, die notwendigen Schritte zu gehen, um dieses wichtige Thema anzugehen und letztlich eine wirklich gleichberechtigte Gesellschaft zu schaffen, in der jeder Mensch seine Sexualität frei und erfüllt leben kann. Bei Zugeschnürt unterstützen wir diese Bewegung voll und ganz und sind stolz darauf, Teil dieser positiven Veränderung zu sein.

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